historisches

Zu der Romanreihe „Das Herz der Sioux“ möchten wir darum bitten, es uns bei vorhandenem Interesse zu gestatten, einige Worte an unsere verehrten Leser zu richten.

Der Begriff „Sioux“ wird nur verwendet, um jenen den „Einstieg“ zu erleichtern, die bisher zu Namen wie: Lakota, Dakota und Nakota keinen Bezug hatten. Hinter „Sioux“ verbirgt sich nichts anderes als ein Schimpfwort und die „siouanische Sprachgruppe“, zu der unter anderem auch die Crow oder Assiniboine, Feinde der Lakota, gehören.

Geschichtliche Zahlen und Fakten sind ebenfalls bekannt und wurden an manchen anfänglichen Stellen bewusst verändert, wie in Band 1. Kurioser Weise werden diese Dinge an anderen Stellen wieder richtiggestellt. … doch warum, dass findet der Leser sehr bald selber heraus

Ob Fiktion oder auf tatsächlichen Handlungen basierend – ob nur ein Roman, oder auch eine reale Geschichte dahinter verborgen liegen mag, sollte jeder Leser für sich selber entscheiden dürfen. Bis zum vorerst letzten Band „Die Rückkehr des Wicasa Wakans“, wo alle eventuell noch verbliebenen Geheimnisse mehr oder weniger gelüftet werden, sollte man die Bücher einfach als das annehmen, als was sie gedacht sind, Romane eben, mit historischem Background.

Wir haben die Geschichte weder beeinflusst, noch sie geschrieben. Sie war schon vor unserer Zeit existent. Wir haben uns lediglich erdreistet nachzuhaken und versucht, ihr mit etwas Fantasie wieder ein neues und vor allem lebendiges Leben einzuhauchen.

Wir hoffen, es ist uns gelungen, historische Begebenheiten durch das Einfügen persönlicher Schicksale, von vielen zu der damaligen Zeit real existierender Menschen, etwas interessanter zu gestalten.

Viele kulturell begründete Verhaltensschemen mögen uns nicht nur fremd erscheinen, sondern unter Umständen sogar schockieren, wie die verschiedenartigsten Riten oder auch einige Formen der Visionssuchen. Ebenfalls werden Handlungen anderer Völker beschrieben, welche mit einfließen und bitte nicht mit den Lakota in Verbindung gebracht werden möchten. Um etwas zu verstehen und sich in der Position zu befinden, über etwas urteilen zu können, wie auch immer das Ergebnis dann ausfallen mag, sollte man zuvor nicht besser kennen, worüber man dann urteilt? Daher wird in allen Romanen nichts verschönert, verschleiert oder verschlechtert, da nur so ein ähnliches Abbild einer längst vergangenen Epoche wieder zu neuem Leben erwachen kann.

Den Lakota wie auch anderen Plains-Indianern waren Einteilungen in Jahr und Zeit, wie wir sie kennen, vollkommen fremd. Sie kannten aber eine andere Form der Ausdrucksweise, um konkret in der Lage zu sein, wichtige Ereignisse, besondere Begebenheiten und Dinge, die sie für sich als wichtig erachteten, in einem chronologischen Rahmen festzuhalten. Eine einfache, aber sehr effiziente Form der Bilderschrift ermöglichte es ihnen, ihre Geschichte für sich und alle nachfolgenden Generationen genauestens zu dokumentieren.

So stehen also nicht Jahreszahlen mit geschichtsträchtigen Notizen, sondern ein unkompliziertes Bildzeichen, gemalt auf gegerbtem Büffelleder, in einer spiralförmigen Anordnung für die jeweiligen jährlichen Ereignisse. Jedes Bildzeichen verbirgt in sich auf geheimnisvolle Art und Weise eine eigene kleine Erzählung, die oft Stunden andauern kann. Diese sogenannten „Winterzählungen“ wurden von angesehenen und führenden Stammesmitgliedern angefertigt und später dann von ihren Nachfolgern weitergeführt.

So wäre es auch ohne weitere Quellen möglich, allein schon an Hand mehrerer, oftmals bis auf den Punkt genauer, fast deckungsgleicher „Winterzählungen“ verschiedenster Persönlichkeiten wie: Flame, Battiste Good, Iron Shell, oder unseren Cloud Shield, den wir aus „Das Herz der Sioux“ sehr gut kennen, wie auch vielen anderen, ein genaues Abbild der Lakota-Geschichte herzustellen.

Da wir bestrebt sind, uns an dem vorgegebenen historischen Background zu orientieren, was nicht immer einfach ist, da unter Umständen einige Jahre, welche z. B. das Volk der „Büffelrücken“ betreffen, nicht immer mit ausreichenden Informationen gesegnet sind, mussten wir ab und an ein wenig improvisieren. Veränderungen waren hin und wieder notwendig, die jedoch keinen ernsthaften Einfluss auf die Historie dieses Volkes nehmen.

Ein Beispiel: Es ist völlig irrelevant, ob ein Sturm 1805 oder 1806 wütete und ob dabei eine Eiche oder eine Buche entwurzelt wurde, wenn niemand dabei erschlagen wurde und dies auch keinerlei Einfluss auf den weiteren Ablauf der indianischen Geschichte nahm.

So wurden hin und wieder Namen Beteiligter geändert, welche auf Seiten der „Wasicun“ absolut nichts mit Respekt, sondern eher etwas mit Rücksicht auf die Gefühle der Hinterbliebenen zu tun haben. Schließlich steht es uns ja auch nicht zu, Anklage zu führen, da dies bereits die Geschichtsschreibung übernommen hat.

Es sei auch gesagt, dass die Lakota ein außergewöhnliches soziales Gefüge besaßen und gefühlsbetontes Handeln ihnen nicht fremd war und dennoch konnte im gleichen Atemzug ihr Handeln von einer eisernen Selbstdisziplin geprägt sein. Es waren und sind Menschen mit Gefühlen, die lachen und leiden und die einen Schmerz genauso empfinden wie unser einer. So sollte sie auch jeder behandeln. Es sind reale Menschen und keine Souvenirs oder Maskottchen!

Unsere Romanhelden, wie der liebenswerte Büffelrücken, der nachdenkliche und oft in sich gekehrte Wolkenschild, der auf seine männlichen Qualitäten so stolze Badger und all die anderen, stehen hier stellvertretend für ihr gesamtes Volk. So wie es hier versucht wurde aufzuzeigen, wie auch in unzähligen ähnlichen Variationen dieser Begebenheiten, standen die Lakota stets mit all ihrer Kraft für ihre Ideale, ihre Familien und ihrer keineswegs zu verachtenden „umweltfreundlichen“ Lebensweise ein.

Ein betrogenes und kulturell fast ausgemerztes Volk, das es wahrlich mehr als verdient hat, dass ihm nicht nur eine hingeschmierte Fußnote im großen Buch der Geschichtsschreibung geopfert wird. Ein Volk, das immer noch auf eine Wiedergutmachung und die ihm zustehenden Entschädigungen, wie auch die Rückführung ihrer bedeutungsvollen Paha Sapa, der Black Hills wartet. Eine komplette Rückführung ist jedoch aus heutiger Sicht unmöglich. Finanzielle Abfindungen werden abgelehnt. Auf Grund ihrer inneren Zerrissenheit und Uneinigkeit sind die Sioux in der Gegenwart, leider ihr eigener größter Feind und so scheiterte auf tragische Weise der Versuch der US-Regierung ca. 40% der südlichen Black Hills zurückzuführen, bereits im Ansatz.
So wartet auch das Volk von Crazy Horse immer noch auf eine eigene Reservation, denn bisher sind sie immer noch „vogelfrei“, aufgeteilt, auf dem Land ihrer Verwandten, ohne eigenen Boden.

Genau wie die Lakota haben es auch all die anderen indianischen Völker verdient, nicht vergessen zu werden, wie die unvergleichlichen Reitervölker der Comanchen, die stolzen Cheyenne, die unnahbaren Völker der Blackfoot, die eitlen Kiowa und, und, und. Ja, selbst die Pawnee, später auch die Crow oder die Shoshone, um einige zu nennen, die leider zum Nachteil anderer Völker einen eher schadhafteren Weg eingeschlagen haben, versuchten dabei doch nur irgendwie die Wucht der todbringenden weißen Flut zu überleben und niemand hat das Recht, sie deshalb aus heutiger Sicht zu verurteilen. Im Rückblick wären auch sie ohne Frage überrollt worden und hätten mit ihrem Beitritt zu einer Allianz nichts verändern können, denn dazu war es zu diesem Zeitpunkt bereits zu spät, da die letzte Chance auf eine zumindest positivere Entwicklung 1813 mit dem Tode Tecumsehs zerbrach.

Wenn nun aber in „Das Herz der Sioux“ diese Völker auf Grund ihrer früheren Verhaltensweisen vielleicht nicht ganz so gut dastehen, bitten wir nicht zu vergessen, dass diese Romanreihe für die Lakota geschrieben und versucht wurde, ihre Sicht der Dinge aus ihrem damaligen Blickwinkel wiederzugeben.

… und nun, bevor wir endlich zurückreisen, möchten wir allen noch eine sehr tiefsinnige und vielsagende Weisheit, eines leider unbekannten kanadischen Indianers mit auf die Reise geben:

Ich sitze in freier Natur, am See.
Die Weißen möchten, Illustrationdass ich wie sie arbeite,
wie sie viel Geld verdiene,
wie sie ein Auto kaufe und
wie sie in freier Natur, an einem See,
Urlaub mache und angle.

Ich sitze schon in freier Natur,
am See …